Rezensionen zu ‚Das Geld der Medici‘

Neues vom Buchmarkt

Bayerischer Rundfunk, B5 aktuell

Von Roana Brogsitter

Noch ein Autor, den man eher mit schöner Literatur, denn mit Sachthemen verbindet. Tim Parks. Gerade erst hat der in Italien lebende Brite mit dem Roman Stille einen Bestseller gelandet. Morgen erscheint im Antje Kunstmann Verlag ein Buch über eine der mächtigsten und geheimnisvollsten italienischen Dynastien: die Medici. Erfinder des modernen Bankwesens im 15. Jahrhundert, Kunstmäzene und geschickte Politiker. Tim Parks begleitet die Familie über fünf Generationen hinweg. Erzählt uns von ihrer Arbeit, ihrem Leben, ihren Lieben, ihrer Politik und der Kunst, die wir ihnen noch heute verdanken. Im Zentrum aber steht das Geld. Wie konnte eine Bankiersfamilie, die der Kirche so nahe stand, im Mittelalter so reich werden? Geld gegen Zins zu verleihen, galt als Wucher und wurde mit dem Seelenheil bezahlt.

Ein Mann tritt an einen unserer mit grünem Filz bespannten Tische in Florenz oder Rom. Er braucht Geld. Höchstwahrscheinlich ist er Kaufmann, jedenfalls ist er kreditwürdig, sonst lassen wir uns erst gar nicht mit ihm ein. Er möchte, sagen wir, 1000 Fiorini. Warum sollten wir ihm die Summe geben, wenn wir keine Zinsen erheben dürfen? Er ist mit uns weder befreundet noch verwandt. Er bietet uns ein Tauschgeschäft an: Er nimmt die Fiorini und zahlt uns in Londoner Pfund Sterling zurück. Das ist nichts Böses.

Das Geld der Medici ist erzählte Geschichte. Tim Parks entführt den Leser tief in das Italien des Mittelalters, lässt ihn sehen, riechen und staunen. Er hat akribisch recherchiert und versteht es, zugleich unglaublich kompakt wie plastisch zu erzählen. Ein lebendiges und spannendes Geschichtsbuch.

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